(011) Mythologem: strebendes Bemühen. Warum lebt Ares im Pantheon von ‘Neu-Weimar’, neben der Göttin Hygieia und dem zum Gott erhoben Goethe, neben anderen für das Kulturprojekt “Sonne und Erde” noch nicht wiederentdeckten absoluten Wesenheiten? Die Göttin Juno hat sich schon vormerken lassen. Die Ganzheiten auf dem Olymp wissen, daß sie nur in Zusammenarbeit mit den Menschen wirksam werden können. Das ist ihr Nachteil. Die Menschen sollten wissen, daß sie nur über ihre ästhetische Autonomie, ihre moralische Phantasie das Wirken der Götter zwar nicht ausschalten, aber zum Nutzen der Allgemeinheit gestalten können. Dem absoluten Plan der göttlichen Wesen sind wir also nicht hilflos ausgeliefert. Wir tragen aber durch unsere Handlungen dazu bei, welche Gottheit ihr Anliegen maßlos durchsetzen wird. Ares, aber auch alle anderen Göttinnen und Götter stehen in unmittelbarem Zusammenhang zum Bildungsgeschehen. Der Bildungsverlust führt selbstverständlich zur Inkarnation von Ares. Je stärker dieser ist, desto mehr wird er seine Sicht der Dinge dem Menschen aufzwingen. Wer möchte, daß dieser Kriegsfürst wieder herrscht? Wer möchte die Transformation in ein Gemeinwesens unterstützen, wo antagonistische Kräfte “das Ganze” (Hegel) , vielleicht sogar die gesamte Menschheit zerstören? Hygieia zähmt Ares und ihr gemeinsames Kind, der Goethe, der Dichterfürst, führt den Menschen zu den Propyläen und hinauf zum nächsten ‘Basislager’ nach ‘Neu-Weimar’. Achtung, es folgt ein Paradox, daß im Handlungsfall durch eine Metamorphose überwunden wird. Der Goethe zwingt den Menschen freilassend ebenfalls dazu, Verantwortung für “das Ganze” (Hegel) zu übernehmen. Je nach Situation, entscheidet er und nur er, welche Handlung im Sinne der schöpfungsgemäßen Evolution die in Wahrheit richtige ist. Der Goethe steht für die absolute Selbstbestimmung. Keine äußere Macht wird ihn auch nicht am Ende der Zeit zerstückeln können. Das Aufwachen zum Goethe in uns ist ein Aufwachen zur absoluten Freiheit, ist ein Aufwachen zur absoluten Verantwortung, ist ein Aufwachen zur absoluten Kunst. Die Tat ist entscheidend. Aber was wir tun, müssen wir aus Erkenntnis tun. Es ist unser Beitrag zum Ganzen. Mit dem Goethe in uns wird dieses Tun geheiligt. Goethe ruft uns dazu auf, mit der Tat einen neuen Anfang zu setzen. Goethe zwingt uns dazu, frei zu sein. Unaufhörlich wird von uns eine Entscheidung verlangt, die dem “Kategorischen Imperativ” (Kant) nicht zuwider läuft. Der Goethe will durch eine “permanente Kulturrevolution” (Mao tse-tung) unaufhörlich wiedergeboren werden, indem der Mensch sich erkenntnismutig der reinen Erfahrung zuwendet. Mit Hygieia und Ares hat er das künstlerische Material und die Gestaltungskraft dazu. ‘Neu-Weimar’ kann nur durch erkenntnisgeleitete Taten von einer aus dem Verließ des Verstandesbewußtseins befreiten Individualität erreicht werden. Wo unlebendige Ideologie und ungezähmte Willkür herrschen ist, da ist kein “wahrer Mensch” (Lin-Chi) zu finden. Begeben wir uns auf den Weg nach ‘Neu-Weimar’, wo die Freiheit von Wissenschaft und Kunst herrscht. Sobald wir den “leuchtenden Pfad” (Guzman) der goetheanistischen Tugend in ihren drei Formen der Kunst betreten, zieht die romantische Idylle ein und das höfische Leben, das aufeinander aufmerksame und heitere Sein, wie in den Textwelten des frühen Mittelalters und der Märchen der Gebrüder Grimm wirft seinen Glanz auf ‘Neu-Weimar’ und unsere Kulthandlungen, Praxis und Seminare.
Autonomer Kulturraum ante rem (transzendental)
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